Summ Summ Summ

Imkerei und Archäologie? Wo ist da die Verbindung? Gab es prähistorische Imkerei in Mitteleuropa? Diesen Fragen ging die Archäologin und Imkergesellin Dr. Sonja Guber in einer Themenführung am vergangenen Samstag auf der Zeiteninsel nach. Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer (vorwiegend mit imkerlichem Vorwissen) scheuten nicht das ungemütlich herbstliche Wetter und begaben sich auf die spannende Entdeckungsreise in die Frühzeit der Imkerei.

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Beginnend bei der Mittelsteinzeit um 9000 v. Chr. wurde die Spurensuche nach der prähistorischen Imkerei in Mitteleuropa von hinten aufgerollt, um abschließend bei den Germanen der frühen Römischen Kaiserzeit um die Zeitenwende zu landen. Für die Mittelsteinzeit zeugen Felsbilder aus dem heutigen Spanien vom „Honigjagen“. Für die Jungsteinzeit, Bronzezeit und Römische Kaiserzeit können konkrete Funde von Bienenbehausungen auf den Gebieten der heutigen Schweiz und Deutschland angeführt werden. In jede Zeitstellung wurde kurz eingeführt und anschließend die imkerlichen Funde mit einem Poster vorgestellt, erläutert und sogleich mit den anwesenden Imkerinnen und Imkern diskutiert.

 

In der Station der Jungsteinzeit wurden zusätzlich Nachbildungen gefundener Klotzbeuten vorgestellt, die im nächsten Jahr mit Bienen besiedelt werden sollen. Auch hier bestand reges Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich über die tatsächliche „Bienentauglichkeit“ der prähistorischen Beuten auszutauschen. Bereits für die Jungsteinzeit gibt es konkrete Nachweise in Form von Wachsanhaftungen an Keramikfunden, dass nicht nur Honig sondern auch Wachs geerntet und verwendet wurde. In der Bronzezeit kommt es zu einer kulturtechnischen Neuerung, die auf ein imkerliches Management schließen lässt: das Wachsausschmelzverfahren im Kontext des Bronzegusses. Erneut ist es das Wachs, welchem eine besondere Bedeutung zukommt, und nicht – worauf bei uns heute der Fokus liegt – der Honig.

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Ein erstes „Zeiteninsel-Bienenvolk“ ist bereits auf der Insel angekommen. An seinem Standort wurde anschließend kurz Station gemacht und vorgeführt, wie die langschmalen Waben der Bienen im Inneren einer jungsteinzeitlichen Klotzbeute aussehen könnten. Da man in die tatsächlichen Klotzbeuten nicht hineinschauen kann, gibt es ein „Schauvolk“ in einer modernen Holzbeute mit modifizierten Rähmchen, die die Größe der jungsteinzeitlichen Waben imitieren sollen. Dies wird zukünftig vor allem für ein imkerlich unerfahrenes Publikum einen spannenden Einblick ins Bienenvolk ermöglichen.

 

Zum Abschluss gab es noch eine Verköstigung von Bienenprodukten, die im Kontext einer prähistorischen Imkerei zu sehen sind: Honiglimonade mit Mädesüß, Haselnuss-Honig-Krokant und Presshonig. Die Technik des Honigschleuderns konnte bei den prähistorischen Beutenformen natürlich nicht angewendet werden. Der Honig musste gepresst werden und erhält dadurch andere Inhaltsstoffe und einen anderen Geschmack.

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Die Themenführung machte alle Anwesenden neugierig darauf, wie dieses Projekt zur prähistorischen Imkerei auf der Zeiteninsel im nächsten Frühjahr weitergehen wird.

Text: Dr. Sonja Guber      Fotos: Meike Schuler-Haas

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