Steinzeittage – Großveranstaltung

Auch in diesem Jahr fand wieder ein großes Event auf der Zeiteninsel statt: Die Reise ging dieses Mal tausende Jahre zurück in die Vergangenheit, in die Steinzeit. Zahlreiche Akteure und viele Mitmachstationen versprachen ein äußerst lebendiges und anschauliches Wochenende für kleine und große Besucher!

Die eingeladenen Darsteller und Archäo-Techniker deckten ein großes Themenfeld ab: Passend zum Bau unseres jungsteinzeitlichen Rössen-Hauses ging es unter anderem um Holzbearbeitung, Keramik- und Textilfertigung, steinzeitliche Imkerei und die Herstellung von Messern aus Feuerstein und Obsidian.

Vorbereitend kamen dazu am Freitag viele freiwillige Helfer auf der Zeiteninsel zusammen, um das Gelände entsprechend vorzubereiten. Sie hängten Schilder auf, halfen beim Aufbau einzelner Stationen, errichteten Pavillons und bauten Tische und Bänke auf, außerdem richteten sich erste Teilnehmer ein. Dann war alles soweit fertig und der nächste Tag wurde mit großer Aufregung erwartet.

Am Samstag um 10 Uhr ging es los: Die ersten Besucher kamen an die Kasse und den Infostand!

Das Gelände war zu diesem Zeitpunkt bereits belebt, die Akteure waren schon an ihren Stationen und es herrschte bereits am Morgen ein buntes und lebendiges Treiben. Manche Besucher waren zum ersten Mal auf der Insel und waren begeistert von dem Bild, das sich ihnen bot. Hier hatten sie die Möglichkeit, den Experten ausführlich Fragen zu stellen und sich Wissen zur Steinzeit anzueignen. Außerdem konnten die Ausmaße des Langhauses, die durch die Planierung der zu bebauenden Fläche deutlich wurden sowie die bis zu 1,20 m tiefen Pfostenlöcher bestaunt werden.

Beim Gang auf die Insel trafen die Besucher als erstes auf Mirko Runzheimer und Lutz Visosky, die eine archäotechnische Vorführung zum Gerben geplant hatten. Außerdem zeigten sie, wie aus Birkenrinde Birkenpech, der „Kleber der Steinzeit“, gewonnen werden kann. Nachdem Mirko und Lutz eine Rehhaut aufgespannt hatten, entfernten sie mit Feuersteinklingen und Messern die Fleischreste und die Fettschicht. Dieter Eidam unterstützte die beiden mit dem passenden Arbeitsmaterial in Form von Klingen.

Anschließend erklärten sie den vielen Besuchern ihres Standes anschaulich, wie die darauf folgenden Arbeitsschritte für die Gerbung mit tierischer Hirnmasse aussehen müssten. Der Fachmann spricht hier von der „unechten Gerbung“, da die Gerbung der Haut nicht permanent ist, sondern auswaschbar bleibt.

Über die Gewinnung und Verarbeitung von Pflanzenfasern, wie beispielsweise Lindenbast informierte an ihrem vielfältig ausgestatteten Stand die bekannte Archäo-Technikerin Anne Reichert.

Die Besucher konnten nicht nur die rekonstruierte steinzeitliche Kleidung und Schuhe von Ötzi bewundern, sondern auch diverse Werkzeuge zur Textilverarbeitung sowie Körbe, Siebe und Beutel aus Lindenbast, die Frau Reichert anhand von textilen Resten aus den Pfahlbausiedlungen rekonstruiert hat.

Weiter ging es zu Dennis Moch, der eine Speerwerf-Aktion für die Besucher vorbereitet hatte. Auch hier bildete sich eine Schlange, wollten doch viele in die Rolle eines steinzeitlichen Jägers schlüpfen.

Das gestaltete sich gar nicht so einfach, doch am Ende der Übung schafften es viele, den großen Strohballen „zu erlegen“. Hier wurde deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, einen Speer zielgerichtet zu werfen. Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass sich das Ziel auch noch bewegt!

Die nächste Station konnte schon von weitem gehört werden: Stefan Pfannmüller hatte einen Aktionsbereich zur Schwirrholz-Herstellung vorbereitet. Hier konnten die Kinder dieses seit Jahrtausenden benutzte Musikinstrument bzw. Mittel zur Kommunikation selbst fertigen, ein Angebot, das auch begeistert genutzt wurde. Schwirrhölzer werden aufgrund ihres charakteristischen Geräusches „Bullenbrüller“ genannt und waren im Laufe des Wochenendes häufig auf der Zeiteninsel zu hören.

Etwas besinnlicher ging es an der Station von Ruth Hecker zu. Hier war das große Thema die steinzeitliche Kunst in Form von Höhlenmalerei. Eine aufgespannte Pappwand diente als Höhlenwand-Ersatz. Die benötigte Farbe stellte Frau Hecker unter anderem aus gelben und roten Ocker her. Die Kinder malten begeistert und fertigten ihre eigenen Kunstwerke an.

Der Stand von Arne Mentel richtete sich wieder an die steinzeitlichen Jäger: Er hatte eine Vielzahl von Tierspuren in Sand eingedrückt, die die Besucher nun erkennen sollten. Das war gar nicht so einfach. Außerdem ging es bei ihm um das interessante Thema Fährtenlesen.

Bei Robert Graf und Monika Weigl von „Zeiten-Erleben“ standen die Steinbearbeitung und die Verarbeitung von Faserpflanzen im Vordergrund. Ein Highlight war sicherlich die Demonstration, wie Klingen aus vulkanischem Gesteinsglas, Obsidian, hergestellt werden können.

Klingen aus Obsidian sind äußerst scharf und waren daher, neben Feuerstein, ein begehrtes Material für die Fertigung von Pfeilspitzen und Messern. Außerdem zwirnte Monika mit den Besuchern aus den Fasern der Brennnessel Armbänder und Ketten und demonstrierte so sehr anschaulich eine Verwendungsmöglichkeit dieses Naturmaterials.

Dem spannenden Thema der prähistorischen Imkerei widmete sich Sonja Guber von „Immenzit“. Sie präsentierte Bienenwachs in den unterschiedlichen Stadien der Verarbeitung, zeigte verschiedene Weiterverarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten auf und erläuterte, wie die Bienenhaltung in der Steinzeit ausgesehen haben könnte. Es kam zu einem Erfahrungsaustausch, da sich auch moderne Imker gerne über ihre „steinzeitlichen Vorgänger“ informieren wollten.

Ein Volk von Sonjas Bienen lebt übrigens seit einigen Wochen in einem hohlen Baumstamm auf der Zeiteninsel. Diese Haltungsart wird auch für die Steinzeit angenommen.

Wulf Hein von Arctech hatte diverse rekonstruierte Werkzeuge, Jagdwaffen und Figurinen mitgebracht. Es ging hier um die Bearbeitung von Stein, Holz, Geweih, Knochen und Elfenbein. Die Besucher nutzten die Möglichkeit, den Archäotechniker mit Fragen zu löchern. Welche Beile eigneten sich besonders gut zum Bäume fällen? Wie wurden die kunstvollen Elfenbeinfigurinen von der Schwäbischen Alb angefertigt? Und welche Waffen zur Jagd genutzt?

Die Antworten auf diese Fragen und vieles mehr konnten die Besucher an Wulfs Stand erfahren. Ihn werden wir in den kommenden Monaten übrigens häufiger auf der Zeiteninsel antreffen, da er der Bauleiter für unser rekonstruiertes Haus der Rössener Kultur ist.

Neben Wulf hatte sich Markus Loges eingerichtet. Bei ihm standen steinzeitliche Werkzeuge zur Holzbearbeitung im Fokus.

Die Besucher konnten anhand verschiedener Beile selbst ausprobieren, wie ein steinzeitlicher Holzfäller gearbeitet hat. Außerdem ging es um die Entwicklung von Axt und Beil. Sein Wissen kommt ebenfalls dem Bau des Rössener Langhauses zu Gute: Seit dem 19.06. übernehmen Markus und seine Kollegen die Holzarbeiten.

Licht ins Dunkel brachte Brigitte Schmitz mit ihrem Stand: Hier konnten Kinder selbst ein steinzeitliches Licht töpfern und verzieren. Dieses wurde anschließend mit Talg und einem Docht ausgestattet. Ton ist wohl neben Stein einer der wichtigsten Werkstoffe der jüngeren Steinzeit. Das Wissen, wie aus einem Tonklumpen eine schöne Lampe entsteht, konnten die angehenden Töpfer neben ihren Steinzeit-Lichtern mit nachhause nehmen.

Eine Vielzahl an Gefäßen aus Ton präsentierte Susanne Gütter. Sie ermöglichte anhand von originalgetreu rekonstruierter Keramik von Fundplätzen aus der Umgebung einen Blick in den jungsteinzeitlichen Geschirrschrank. Was ist eine Magerung? Welche Aufbautechniken gibt es?  Wie sahen steinzeitliche Gefäße aus und mit welchen Mustern wurden sie verziert? Die Antworten fanden die interessierten Besucher an Susannes Stand.

Die Kirmses nahmen die Besucher mit in den ältesten Abschnitt der Steinzeit, die Altsteinzeit. Sie demonstrierten, wie mit Hilfe von Speerschleudern gejagt wurde. Außerdem konnten Schieferplatten mit Ritzzeichnungen versehen werden. Dieses Angebot nahmen die kleinen Besucher gerne an und so entstanden kleine Kunstwerke.

Familie Burberg, die für das „Steinzeit-Experiment“  des SWR bereits mehrere Wochen wie in der Steinzeit lebte, schlug ihr Lager auch wieder auf der Zeiteninsel auf (hier gibt es Informationen zur Veranstaltung von 2014). Auf einem Reibstein konnten die Besucher Getreide mahlen, Steinzeit-Fladen am Feuer backen, Muscheln bohren, Schnüre zwirnen und dabei den Steinzeit-Erfahrungen der Familie lauschen. Außerdem führte Martin Burberg während der zweitägigen Veranstaltung Grubenbrände für Keramik durch.

Torsten Jägers Mitmachstation stand ganz im Zeichen des Schmucks: Hier ging es um die Fertigung von Perlen aus Kalkstein, Torsten und die fleißigen Besucher fertigten insgesamt 125 Perlen an. Diese wurden zunächst geschliffen und anschließend durchbohrt. Es wurde deutlich, wieviel Arbeit in der Fertigung steckt.

Monika Moosburger wollte den Geschmacksinn der Besucher ansprechen. Sie hatte sich ein Rezept für steinzeitliches Nutella überlegt und mit der Unterstützung durch Nadine Keßler konnten die Kinder dafür zunächst selbst Haselnüsse auf einem Stein knacken. Die Nusskrümel wurden anschließend mit Honig vermischt und fertig war der süße Aufstrich.

Die mit Fellen gedeckten Zelte von Gerhard Kalden fielen schon von weitem ins Auge. Schon bei der ersten Großveranstaltung 2014  war diese Station Anziehungspunkt für viele Besucher. Sie betraten das Lager und fühlten sich direkt in die Steinzeit versetzt.

ka7Hier gab es einiges zu sehen: Gefäße aus Ton, einen Gewichtswebstuhl, Ketten und Armbänder mit durchlochten Muscheln und Zähnen, Felle verschiedener Tiere, rekonstruierte „steinzeitliche“ Schuhe und vieles mehr. Gerhard Kalden und sein Team hatten sich zudem auch einige Mitmach-Aktionen in Form von „Steinzeit-Spielen“, wie einem Ernährungs-Quiz, überlegt.

Hatten die Besucher nun Hunger bekommen, konnten sie aus unserem vielfältigen kulinarischen Angebot wählen. Für den Kaffee- und Kuchenstand des Fördervereins hatten die Mitglieder wieder fleißig Kuchen gebacken. Außerdem gab es einen Stand der Landfrauen Niederwalgern mit ausgezeichneten Waffeln, einen Bratwurstverkauf und einen Stand, der von der Wetterauer Feldküche betrieben wurde. Hier konnten die Besucher köstliche „Steinzeit-Fladen“ erwerben.

Großer Beliebtheit erfreute sich auch unsere Feuerstelle, an der ganz frisch Stockbrot gebacken wurde.

Der erste Steinzeit-Tag klang mit einem gemeinsamen Grillen der Akteure und freiwilligen Helfer aus. Die Zeit wurde für angeregte Gespräche und eine Rückschau des ersten Tages genutzt.

Der Sonntag stand wieder ganz im Zeichen der Steinzeit und alle Darsteller und Helfer waren bei schönstem Wetter wieder voller Energie bei der Sache. Wir bekamen sogar Besuch vom Hessischen Rundfunk, der einen Beitrag über die Veranstaltung drehte. Familie Potschka führte das Film-Team zu den Highlights der Veranstaltung.

Das Wasser lud bei steigenden Temperaturen zu einer kleinen Bootsfahrt ein, die, zumindest laut Fotos, auch lustig gewesen sein dürfte.

Am Sonntagabend gegen 17.00 Uhr begannen die Darsteller und Helfer mit dem Abbau der Stände und Zelte. Wir freuen uns über die positive Besucherresonanz und ein ereignisreiches Wochenende, dass durch die engagierten Akteure ein Eintauchen in die steinzeitliche Lebenswelt ermöglicht hat.

Allen Mitwirkenden und Helfern sei an dieser Stelle für ihre tatkräftige Mitarbeit ganz herzlich gedankt! Für die großzügige finanzielle Förderung danken wir außerdem der Sparkasse Marburg-Biedenkopf sowie der Gemeinde Weimar für die überaus wertvolle logistische Unterstützung.

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