Bäume fällen mit der steinzeitlichen Axt

Für den Bau des Rössener Hauses, welches als erstes Exponat / Gebäude auf der Zeiteninsel gebaut wird, müssen viele Eichen gefällt werden. Daher entstand die Idee, nicht sämtliche Bäume maschinell ernten zu lassen, sondern mindestens einmal den Test zu machen, wie das Baumfällen mit steinzeitlichen Methoden funktioniert.

Für diesen Test hatten sich fünf Freiwillige unter der Anleitung von Archäo-Techniker Wulf Hein gemeldet. Wulf Hein ist Bauleiter für den Bau der Hausmodelle auf der Zeiteninsel und hat bereits jahrelange Erfahrung im Fällen von Bäumen mit Repliken von archäologischen Funden der Steinzeit. Die Ergersheimer Experimente sind in Fachkreisen ein fester Begriff. Hier treffen sich Archäo-Techniker und Archäologen, um gemeinsam bestimmten Fragestellungen zu Äxten und Beilen der Steinzeit nachzugehen.

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Am vergangenen Freitag machte sich eine kleine Gruppe auf in den Wald bei Niederweimar, begleitet von Reinhard Schall vom Hessischen Rundfunk, der dieses Experiment gerne dokumentieren wollte.

Reinhard Schall hat die Zeiteninsel bereits im vergangenen Jahr mit einem Filmteam in Vorbereitung zu einer Veranstaltung zum Internationalen Museumstag besucht (Link) und sich für unser Projekt sehr interessiert gezeigt, was uns sehr freut.

Nachdem wir das richtige Waldstück gefunden hatten, wurde ein Baum ausgewählt, der bereits durch den Förster markiert worden war.

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Zunächst wurde die Höhe ausgemessen, in der die erste Fällkerbe angebracht werden sollte. Aus einer Auswahl an steinzeitlichen Äxten wählten die Teilnehmer passenderweise die Axt der Rössener Zeit aus und befeuchteten den Axtstiel mit etwas Wasser, da die Axt in der Schäftung zu locker saß.. Dann ging es los.

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Abwechselnd schlugen die Akteure in die Kerbe, wobei jeder für sich herausfinden musste, wie der beste Schlagwinkel und der geringste Kraftaufwand in einen guten Schlag mündete.

Bald ließ sich beobachten, dass zwar mit der Rössener Axt die Späne flogendas Holz aber auch eher gequetscht wurde als mit einer anderen Axt, die eine schärfere Schneide aufwies.

Es fand ein reger Austausch und Diskussion über die Werkzeuge und archäologische Funde statt, während Reinhard Schall versuchte zu filmen.

Die Beteiligten wurden von ihm gefragt, warum sie an diesem Test teilnehmen und Wulf Hein erklärte Einzelheiten zu den Äxten.

Nach einer halben Stunde wurde an der Rückseite des Baumes eine zweite Kerbe angebracht und damit die Fällrichtung bestimmt. Alle Beteiligten mussten sich nun einen sicheren Platz suchen, damit ihnen der Baum nicht auf den Kopf fällt.

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Es wurde zunehmend  spannender und nach einer dreiviertel Stunde fiel der Baum langsam um.

Wir waren überrascht, dass es doch so schnell ging  und Wulf Hein erklärte uns, dass mit doppelseitigen Axthieben der Baum noch schneller gefallen wäre.

Ein Teil des Stumpfes und ein Teil des gefällten Baumes wurden nun mit der Kettensäge abgetrennt, um bei den Steinzeittagen das Ergebnis dieser Fällmethode mit Steinzeitaxt zu demonstrieren. Die Jahresringe wurden gezählt und der Baum auf ca. 60 Jahre geschätzt.

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Es gab dann noch eine Diskussion, ob die so gefällten Bäume in der Steinzeit ohne Nachbearbeitung der Fällspitze in den Boden versenkt oder noch weiter bearbeitet wurden, um eine gerade Standfläche zu erhalten. Die von Archäologen gefundenen Verfärbungen und Pfostengruben könnten darauf Hinweise geben.

Ein spannender und inspirierender Nachmittag lag nun hinter uns und Reinhard Schall hatte genügend Material für den ersten Teil seines Berichts über die Zeiteninsel für den hessentipp.

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Am folgenden Tag sollte es dann weiter gehen (Link).

Hier können Sie das Video zum Fällen des Baums ansehen.

Dank an Wulf Hein, der diesen schönen Praxistest möglich gemacht hat und natürlich an die Freiwilligen für den Einsatz ihrer Muskelkraft.

 

Fotos: Meike Schuler-Haas / Reinhard Schall

4 Gedanken zu „Bäume fällen mit der steinzeitlichen Axt

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